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Obwohl die Flamen in der Regel als äußerst heimatverbunden gelten und in einem Atemzug mit der Floskel „geboren mit einem Ziegelstein im Bauch“ genannt werden, suchen doch Jahr für Jahr Tausende unserer Landsleute ihr Glück im Ausland. Ihre Beweggründe sind ganz unterschiedlich und reichen von Arbeit, über Studium bis hin zur Liebe. Für diejenigen, die einen langfristigen Aufenthalt außerhalb Europas anstreben, ist das hoch angesehene belgische Sozialversicherungssystem ein Anker, den sie nicht lichten wollen. Die gute Nachricht: Das müssen sie auch nicht.

Bioingenieur

Auch Johnny Browaeys wagte den Sprung ins Ungewisse und das trotz der Komplexität unserer heutigen Gesellschaft. Für alle Fälle sorgte er jedoch vor, indem er sich für die sorgenfreie soziale Absicherung durch die Überseeische Soziale Sicherheit (LSS – Überseeische Soziale Sicherheit) entschied.

Bis die Pandemie ihn zu einer jähen Rückkehr in die Heimat zwang, lebte und arbeitete er in China – und dies schon seit 2003. Der in der westlichen Wissenschaft verankerte Bioingenieur entwickelte eine Leidenschaft für alte chinesische Kenntnisse und Weisheiten. Er tauchte in die lokale Geschäftskultur ein, spezialisierte sich auf Innovation und beschäftigt sich bis heute unter anderem mit der Resilienz von Unternehmen, die sich für China als Sitz oder Handelspartner entscheiden. Er liefert integrierte Lösungen und bahnt neue Partnerschaften an. So ist unser Landsmann beispielsweise eine treibende Kraft hinter verschiedenen Initiativen, die einen Schwerpunkt auf interkulturelle Zusammenarbeit und nachhaltige Innovation legen.

Wilde Schwäne

Der Umzug nach China war für Johnny keine Entscheidung aus einer Laune heraus, sondern Folge eines Schicksalsschlags. Nach einem Motorradunfall Anfang der 2000er Jahre war er gezwungen, monatelang still zu liegen. „Als ich es leid war, an die Decke zu starren, las ich ‚Wild Swans‘ von Yung Chang.“ Das Buch eröffnete ihm buchstäblich eine neue Welt, die ihn enorm faszinierte.

Der Zufall in Form einer Begegnung mit einer chinesischen Studentin vertiefte seine Liebe zu China. „Unsere erste Verabredung war – auf typisch chinesische Weise – ziemlich lustig. Es war ein heißer Tag, und ich fragte zweimal, ob sie etwas trinken wollte, zweimal, aber nicht dreimal. Sie sagte zweimal nein, dabei hatte sie eigentlich Durst. China ist anders, die Kultur braucht Zeit, sie verlangt, dass man dreimal fragt, bevor Ihr Gegenüber offen antwortet.

Auf Krücken

Kurz nach seiner Genesung reiste Johnny mit seiner damaligen Freundin nach China. „Unser Haus wurde verkauft, meine Eltern bekamen das Auto und Freunde wurden eingeladen, mitzunehmen, was sie gebrauchen konnten.“

Die Pandemie setzte seinem Auslandsaufenthalt ein jähes Ende. Nach achtzehn Jahren kehrte Johnny nach Belgien zurück, wo er kaum noch etwas besaß. Als er am Flughafen ankam, wurde er von einigen Freunden abgeholt und in eine leere Wohnung gebracht. „Gerade einmal 36 Stunden später hatte ich alles, was ich brauchte, einschließlich kleiner Gabeln und Löffel. Das erinnerte mich daran, was meine Mutter immer sagte: „Wer Gutes tut, dem wird Gutes widerfahren. “Begegnungen ziehen sich wie ein roter Faden durch mein Leben, und das gilt sicher auch für mein Leben in China.

Der Plan

Auf sein Auslandsabenteuer blickt Johnny mit großer Zufriedenheit zurück. Dabei hat sich für ihn aber auch gezeigt, dass bei einem solchen Unterfangen auf vieles zu achten ist. Die Regel Nummer eins ist für ihn, nicht zu versuchen, jedes Detail im Voraus zu planen. „Überlegen Sie, wie Sie vorgehen wollen, aber gehen Sie nicht in alle Einzelheiten, sonst kommen Sie nie zur Tat. Ihr Plan dient als Leitfaden, aber lassen Sie sich nicht von ihm lähmen.“ Außerdem räumt er ein, dass man sich fern der Heimat – vor allem am Anfang – sehr fremd fühlen kann. Wichtig ist es für Johnny, flexibel und neugierig zu bleiben: „Neugier ist die wichtigste Voraussetzung, um dazuzulernen, einen Freundeskreis aufzubauen und sich anzupassen.“

Johnny selbst fühlt sich wie „eine Schnecke, die ihr Heimatgefühl immer und überall mit sich trägt“. Die Überseeische Soziale Sicherheit half ihm dabei. Die Verbindung zu Belgien gibt Expats vom Beginn ihres Auslandsaufenthalts bis zu ihrer Rückkehr nach Belgien ein Gefühl der Sicherheit. „Meine Sozialversicherung wurde zunächst von meinem Arbeitgeber übernommen. Er sorgte für meine Mitgliedschaft in der ÜSS.“ Doch als Johnny sich selbständig machte, musste er seine soziale Absicherung selbst in die Hand nehmen. Zum Glück konnte er in der ÜSS bleiben.

Den Blick weiten

Seinen Lebensabschnitt im Ausland empfindet Johnny als unvergleichliche Lernerfahrung. „Wenn ich etwas zu sagen hätte, würde ich eine Art ‚Länderrotation‘ vorschreiben. Ich finde es faszinierend, wie Auslandserfahrungen den Blickwinkel erweitern. Man erlangt eine vollkommen neue Haltung zum Leben. Wenn man sich öffnet, sieht man Chancen und bekommt Chancen.

Was in Johnnys Leben am meisten hervorsticht, sind seine beeindruckende Resilienz und sein unbedingter Willen, seine Träume zu verwirklichen. Das erste Unternehmen in China, in dem er eine Stelle fand, verhängte nach einiger Zeit einen Einstellungsstopp. „Zu dem Zeitpunkt, als ich bei meinem früheren Arbeitgeber aufhören musste, begann mein Expat-Abenteuer erst richtig: Ich fing bei einem örtlichen Unternehmen an und bekam einen ortstypischen Vertrag mit ortstypischen Klauseln.“ In dieser Position hatte Johnny die Möglichkeit, vom Osten Chinas, der ihm vertraut war, in den unbekannten Westen zu reisen. „Meine chinesischen Kollegen hatten kein Interesse an dem Projekt in Chengdu, also bewarb ich mich 2005. Für mich war es ein weiterer Sprung ins Ungewisse.“

„Die Lust auf Veränderungen war der Anstoß, immer wieder neue Erfahrungen zu machen und 2012 mit e8Resources sogar ein eigenes Sozialunternehmen zu gründen, das in eineinhalb Jahren 25.000 potenzielle Kunden erreichte, 35 Projekte durchführte und fünf Unternehmen im Greentech-aufbaute. Ohne meine früheren Erfahrungen hätte ich das nicht geschafft.“

Derzeit arbeitet Johnny für eine chinesische Organisation, die weltweit 300 Gründerzentren betreibt. Sein Arbeitgeber sitzt in einem brandneuen Innovationszentrum, das die Zusammenarbeit zwischen China und Europa beschleunigen soll. Der Schwerpunkt liegt auf beschleunigtem Wachstum durch Technologie und Partnerschaften.

Vorurteile

Johnny glaubt fest an die interkulturelle Zusammenarbeit, die er als zentrale Lernerfahrung von Expats begreift. „Manchmal muss man eine schwierigere Phase durchmachen, um einander in die Augen zu sehen. Wenn man sich nur auf die Unterschiede konzentriert, kommt man nicht weiter. Ich bemühe mich, sowohl meine bewussten als auch unbewusste Vorurteile abzulegen. Interkulturalität ist für mich eine Frage von Lebensweisheit. Was einen aufrichtig interessiert, erlernt man mit beeindruckender Geschwindigkeit.

Kein Problem war für ihn etwa die Sprachbarriere. „Normalerweise braucht man 10.000 Stunden, um etwas Neues zu lernen, aber mit der richtigen Motivation kann man diese Zeit nahezu halbieren. Dadurch, dass ich Mandarin spreche, konnte ich mich rascher integrieren und in meinem sozialen Umfeld mehr Vertrauen aufbauen.“ Johnny ist auch ein Verfechter des Job Crafting, bei dem man seinen Job selbst gestaltet. „Ich brauche keine Anleitung, um Dinge zu tun. Ich möchte meinen eigenen Job schaffen. Wenn man etwas findet, das für einen Arbeitgeber wertvoll ist, dann hat man einen Job. Man ist viel wertvoller, wenn man bestimmte Dinge aus eigenem Antrieb tut, als wenn man nur das tut, was von einem verlangt wird.

Die Kraft der Meditation

China hinterließ einen enormen Eindruck bei Johnny und förderte nicht nur seine berufliche, sondern auch seine persönliche Entwicklung. „In China entdeckte ich das Buch von Xuanyuan Huangdi, auch bekannt als der Gelbe Kaiser, aus dem die traditionelle chinesische Medizin entstand. Sie hat eine ganzheitliche Sicht auf die Gesundheit, bei der Körper und Geist eins und Teil der Natur sind.“

Dieses Buch half Johnny, die Kommunikationsprozesse innerhalb des Körpers und die Bedeutung der Meditation als Weg zu mehr „Einsicht und Kreativität“ besser zu begreifen. „Ich habe viel daraus gelernt. Seitdem verstehe ich, warum manche Menschen lieber führen und andere lieber folgen.“ So lernte er auch, wie das Wissen um die eigenen Stärken eine ganzheitlich verstandene Gesundheit verbessern kann. „Körperliche Gesundheit und persönliches Wachstum sind nicht voneinander zu trennen.“ Eine Erfahrung, die an den altbewährten Grundsatz „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ erinnert. „Diese Erkenntnisse sind für mein Berufsleben nützlich, aber auch für die Suche nach einem Gleichgewicht zwischen Leben, Arbeit, Familie und Gesellschaft.“

Expat-Typen

Nach Ansicht von Johnny gibt es drei Arten von Expats: diejenigen, die nach Hause zurückkehren, weil ihr neues Gastland sie zu viel Energie kostet; diejenigen, die in ihrem Gastland ein neues Gleichgewicht finden, und schließlich diejenigen, die ständig auf der Suche nach neuen Möglichkeiten sind und so ihr Energieniveau optimieren. Diese Menschen holen das meiste aus ihrem Leben als Expat. „Ich selbst gehöre zur letzteren Kategorie. Auslandsreisen sind für mich eine Art innerer Motor, über den ich meinen Akku immer wieder neu aufladen kann.“

Wiederholbar

Auf die Frage, ob er wieder ins Ausland gehen wird, antwortet Johnny mit einem klaren „Ja“. Und dann wieder mit der Überseeischen Sozialen Sicherheit als ‚social partner in crime‘? „Noch mehr als bisher werde ich mich an die ÜSS wenden. Die Stärke des Systems ist die globale Abdeckung, die keine Grenzen kennt. Mit zunehmendem Alter werde ich auf dem privaten Markt weniger umfassende und bezahlbare Angebote finden. Aber für Belgien werde ich immer ein Belgier bleiben, der sich seinen Expat-Traum erfüllt.

„Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Vlamingen in de Wereld – Flamen in aller Welt (In Niederländisch)(neues Fenster).“

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