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Paul Goffin wird am 11. November 2024 100 Jahre alt und blickt aus diesem Anlass auf seinen Werdegang in Belgien, in Belgisch-Kongo und in den Vereinigten Staaten zurück. Dabei vermittelt er einige Lektionen in Sachen Weisheit.

Erste Erfahrung: der Krieg

Paul und seine Frau in Belgisch-Kongo

1944 war ein Jahr großer Umwälzungen, die das Leben und das Schicksal vieler Europäer beeinflussten. Im Juni landeten die alliierten Streitkräfte in der Normandie und im September wurde fast ganz Belgien befreit. Doch der Krieg war damit noch nicht vorbei und die im Dezember 1944 begonnene Ardennenschlacht erinnert uns daran. Schulen und Universitäten blieben geschlossen und die Regierung ruft die jungen Menschen dazu auf, sich als Kriegsfreiwillige zu melden. Paul, der gerade die Sekundarstufe abgeschlossen hatte, war einer der 45.000–50.000 Belgier im Alter von 19 bis 25 Jahren, die sich meldeten. Nach einer 6-wöchigen rudimentären Ausbildung wurde seine Einheit, das 21. Infanteriebataillon, einer englischen und später einer amerikanischen Einheit im Rheinland angegliedert. Seine Aufgabe: Gewährleistung der Sicherheit in der belgischen Grenzregion durch Patrouillen in bestimmten, manchmal stark verminten Gebieten. Zwölf Soldaten aus seiner Einheit kamen dabei ums Leben. Nach Einstellung der Kampfhandlungen im Mai 1945 beteiligte sich seine Einheit neben ihrer Sicherheitsaufgabe auch an der Rückführung ausländischer Zwangsarbeiter in Deutschland.

Ich bin über 50 Jahre lang in verschiedene Länder der Welt gereist. Und ich kann sagen, dass Belgien in puncto Lebensqualität heute noch als Schlaraffenland gilt.

Langzeit-Auswanderer

Nach Abschluss seines Studiums in Löwen ging Paul Goffin für ein Jahr in die USA, um Agrarökonomie zu studieren. Nach seiner Rückkehr arbeitet er als Assistent an der Hochschule für Landwirtschaft in Gent. In Gent lernte er auch seine Lebensgefährtin kennen. Doch schon bald wartete ein anderes Ziel auf ihn: der Kongo, wo er sich sieben Jahre bis zur Unabhängigkeit des Landes aufhielt.

Daraus ergab sich 1953 seine Mitgliedschaft in der Sozialversicherung der Angestellten, dem Vorläufer der Überseeischen Sozialen Sicherheit, in Belgisch-Kongo. Sein Arbeitgeber, der belgische Staat, gab auf seiner damaligen Mitgliedschaftserklärung an: „Arbeitgeber – Kolonie Belgisch-Kongo/Funktion: Agrarökonom/Wohnort des Angestellten: Leopoldville“. Andere Zeiten, andere Praktiken.

Nach seiner Rückkehr aus dem Kongo nahm er eine Stelle bei einer in Antwerpen ansässigen Ölgesellschaft an.

Endgültige Niederlassung in den USA

Seine früheren Kontakte zu Vertretern der Weltbank im Kongo sollten jedoch wieder aufleben und seine Karriere nachhaltig beeinflussen. Er erhielt attraktive Angebote, die seinen großen Aufbruch in die USA einleiteten.

Er lebte mit seiner Frau und drei Töchtern in Washington und blieb während seiner gesamten Karriere dort.

Washington als internationaler Schmelztiegel

In Washington lebten viele verschiedene Nationalitäten zusammen, besonders Asiaten, Südamerikaner und Afrikaner waren stark vertreten. Die englische Sprache diente als Kitt innerhalb dieser großen internationalen Gemeinschaft.

„Letztendlich stellt man fest, dass alle Menschen, egal woher sie kommen, gleich sind. Es gibt kaum Unterschiede, sobald wir alle nach denselben ,universellen‘ Zielen streben: Wohlbefinden, Verteidigung der Familie. Das Ziel, das es zu verfolgen gilt, ist die allgemeingültige Sicherung der Menschenrechte.“

Die belgische Gemeinschaft in Washington umfasste vier- bis fünfhundert Landsleute, mit denen Paul Goffin gerne zusammenkommt. So etwa beim Jahresempfang, den die belgische Botschaft anlässlich des belgischen Nationalfeiertags veranstaltet. Das örtliche Konsulat sorgt seinerseits dafür, dass bei den belgischen Einrichtungen alle Schritte so einfach wie möglich sind.

Und Belgien?

Paul und seine Frau

Durch die Verwandten, die über die Provinzen Ostflandern, Brabant, Limburg und Lüttich verstreut sind, bestehen starke Beziehungen zu Belgien. Für Paul und seine Frau war die Sehnsucht stark, zu ihren Wurzeln zurückzukehren. Alle zwei bis drei Jahre reisten sie für einen Monat nach Belgien, um neue Energie zu tanken. Nach der Pensionierung 1990 und dem Kauf einer Wohnung an der belgischen Küste kehrten sie häufiger und länger nach Belgien zurück: Für drei bis vier Monate im Jahr kamen sie, um die belebende Meeresluft zu atmen und einen intensiveren Kontakt zu ihren Angehörigen zu pflegen. Leider sind mit anfälliger Gesundheit im Alter die Reisen über den Atlantik nicht mehr zu empfehlen.

Trotz ihrer tiefen Verwurzelung in den USA pilgern auch ihre drei Töchter regelmäßig in das Land, aus dem ihre Eltern stammen. Sogar die Enkelkinder und Urenkelkinder folgen ihnen auf diesem Weg.

Ein fröhliches Hin und Her mit der Familie, denn umgekehrt sind auch Cousins aus Belgien in die USA gezogen.

Aus der Perspektive des Auslands hat Belgien für Paul Goffin viele Stärken zu bieten. „Ich bin über 50 Jahre lang in verschiedene Länder der Welt gereist. Und ich kann sagen, dass Belgien in puncto Lebensqualität heute noch als Schlaraffenland gilt.“ Selbst in den USA werden die belgischen Köstlichkeiten geschätzt. „Wir finden in den Geschäften viele belgische Produkte: Schokolade, Kekse, Bier (die Amerikaner lieben es), bis hin zum Lütticher Sirup.“

Ein Gedanke pour Auswanderer

Paul Goffin gibt zukünftigen Auswanderungswilligen lieber keine Empfehlungen für ihren künftigen Werdegang. „Es kommt auf den Geschmack und die Wünsche jedes Einzelnen an. Man muss dem richtigen Weg für sich finden, die Chancen nutzen und einen guten Bildungsstand erwerben, der Offenheit fördert.“ Als Ratschlag lobt er nebenbei dennoch die Effizienz der ÜSS-Dienststellen über so viele Jahre hinweg und die Qualität der Kontakte, die er mit ihren Angestellten geknüpft hat. „Bevor ich ein paar ermutigende Worte an andere Reisende richte, die die USA im Jahr 2026 entdecken möchten: Unsere Roten Teufel! Ich werde bei der nächsten Weltmeisterschaft dabei sein.“

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